Feiertage Serbien
Über 80 Prozent der serbischen Bevölkerung sind Christen und bekennen sich zur serbisch-orthodoxen Kirche. Da die Religion einst eine wichtige Rolle im Unabhängigkeitskampf gegen die osmanische Vorherrschaft spielte und identitätsstiftend für die Serben war, hat sie ihre Spuren auch in Feiertagen jenseits von Ostern und Weihnachten hinterlassen.
Eine Besonderheit ist, dass einige Feiertage nach dem älteren Julianischen Kalender, andere nach dem jüngeren Gregorianischen begangen werden – Neujahr sogar doppelt. Aber nicht alle Feiertage sind in Serbien auch arbeitsfrei.
Übersicht
Neujahr (nach dem Gregorianischen Kalender) – am 1. und 2. Januar
Weihnachten – am 7. Januar
Neujahr (nach dem Julianischen Kalender) – am 13. und 14. Januar
Tag des heiligen Sava – am 27. Januar
Nationalfeiertag – am 15. Februar
Karfreitag – im Mai
Orthodoxes Ostern – im Mai (Ostersonntag und Ostermontag)
Tag der Arbeit – am 1. Mai
Tag des Sieges – am 9. Mai
Tag der für das Vaterland gefallenen Serben („Vidovdan“) – am 28. Juni
Wissenswertes zu ausgewählten Feiertagen
Tag des heiligen Sava
Der heilige Sava von Serbien lebte um 1200 und war nicht nur orthodoxer Bischof und Verfasser des ersten serbischen Gesetzbuches, sondern auch ein Begründer der serbischen Literatur, weshalb er Patron der Schulen ist. Die Zeremonie, mit der Sava 1221 seinen Bruder Stefan nach orthodoxem Ritus zum König krönte, gilt als Geburtsstunde der serbisch-orthodoxen Kirche.
1236 verstarb er in Tarnowo (heute: Bulgarien), später wurden seine sterblichen Überreste als Reliquien nach Serbien überführt. 1594 verbrannten die Osmanen seine Gebeine als Strafmaßnahme für den serbischen Aufstand im Jahr zuvor.
Auf dem Platz, an dem diese Verbrennung stattgefunden haben soll, steht heute die größte orthodoxe Kirche der Welt: Die Kathedrale des heiligen Sava.
Nationalfeiertag
1459 hatten die Osmanen Serbien endgültig erobert – für fast vier Jahrhunderte bleib das Gebiet Teil des Osmanischen Reiches. Der 15. Februar, der seit 2001 als Nationalfeiertag begangen wird, war in der Geschichte gleich zwei Mal bedeutsam für die Unabhängigkeit des Landes: 1804 fiel an diesem Tag die Entscheidung für den ersten serbischen Aufstand, der vorübergehend zu einer teilweisen Befreiung führte. 1835 trat die erste serbische Verfassung in Kraft.
Seit 2007 wird am 15. Februar zusätzlich der Tag der serbischen Armee begangen.
Vidovdan
Auch der 28. Juni ist in der serbischen Geschichte mehrfach herausgehoben, nur einiges davon sei hier genannt: 1389 (nach Julianischem Kalender am 15. Juni) fand die berühmte Schlacht auf dem Amselfeld zwischen Serben und Osmanen statt. Dieser Kampf, bei dem auch der Heerführer Knez Lazar Hrebeljanović den Tod fand, ist Symbol für das Märtyrertum im Dienste des Christentums.
1914 erschoss am 28. Juni ein bosnischer Serbe in Sarajevo den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand – ein Ereignis, das schließlich den Ersten Weltkrieg auslöste, nach dessen Ende im damaligen Königreich Jugoslawien am 28. Juni 1921 die sogenannte Vidovdan-Verfassung angenommen wurde.
1989, am 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, nutzte Slobodan Milošević das geschichtsträchtige Datum für seine berüchtigte Rede, die im Nachhinein als Ankündigung des Zerfalls Jugoslawiens und des blutigen Balkankriegs verstanden wird.
Heute vor allem zu Ehren der Gefallenen begangen, ist der Vidovdan (deutsch: Sankt-Veits-Tag) eigentlich der Gedenktag für den heiligen Veit. Allerdings – so besagt eine These – hätte die christliche Kirche damit nur die heidnischen Feiern für Svantovit umfunktioniert. Svantovit aber – und damit schließt sich der Kreis – war der altslawische Kriegsgott.