Feiertage in Lettland
Lettlands wechselvolle Geschichte findet sich in den Bräuchen und Feiertagen wieder. Die Lage am Meer, zwischen Ost und West, hat das Land immer für beide Seiten Interessant gemacht. Im Mittelalter fiel es in die Hand deutscher Kreuzritter. Später gehörte es erst zum russischen Zarenreich und dann zur Sowjetunion.
Das lettische Nationalgefühl hat sich trotz der vielen Einflüsse behauptet und speist sich nicht unwesentlich aus der Musik. Mit der friedlichen sogenannten „Singenden Revolution“ der drei baltischen Staaten konnten 1990 die Ablösung vom Sowjetregime und die Unabhängigkeit errungen werden. Volksmusik und Gesang sind fester Bestandteil des lettischen Alltags, was Gäste ebenso bei den patriotischen Feiertagen wie bei den vielen traditionellen Namenstagsfeiern miterleben können.
Übersicht
Neujahr – am 1. Januar
Karfreitag – zwei Tage vor Ostersonntag
Ostersonntag – Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling
Ostermontag – ein Tag nach Ostersonntag
Tag der Arbeit – am 1. Mai
Unabhängigkeitstag – am 4. Mai
Mittsommer („Līgo“) – am 23. Juni
Johannistag („Jāni“)– am 24. Juni
Nationalfeiertag/ Tag der Unabhängigkeit 1991 – am 18. November
1. Weihnachtsfeiertag – am 25. Dezember
2. Weihnachtsfeiertag – am 26. Dezember
Wissenswertes zu ausgewählten Feiertagen
Ostern
Beim seit vielen Jahrhunderten gefeierten lettischen Osterfest sind heidnische und christliche Bräuche eine reizvolle Verbindung eingegangen. Schon in vorchristlicher Zeit wurde am 21. März zur Frühlingssonnenwende – wenn zum ersten Mal wieder der Tag länger ist als die Nacht – das Erwachen der Natur freudig begrüßt.
Nach alter lettischer Tradition soll man sein Gesicht in einem Bach, der nach Osten fließt, waschen. Das bringt der Überlieferung nach Gesundheit und Schönheit.
Das „Osterschaukeln“ soll helfen, den Sommer ohne zu viele Mückenstiche zu überstehen, denn die sommerliche Mückenplage ist in Lettland ein Problem. Wenn man die Schaukel rechtzeitig verbrennt, damit sie nicht von den Osterhexen benutzt werden kann, gedeihen auch Vieh und Getreide besonders gut … Wenn Jungen die Mädchen scherzhaft schubsen, werden sie nach alter Sitte mit Socken, Gebäck oder Eiern belohnt.
Līgo und Jāni – Mittsommer und Johannistag
Es sind die fröhlichsten und ausgelassensten Stunden im Jahr, wenn in der Nacht der Sommersonnenwende vom 23. zum 24. Juni ganz Lettland auf den Beinen istund den längsten Tag feiert. Traditionell verlässt jeder, der es sich irgendwie einrichten kann, die Stadt und genießt die Nacht im Wald oder an einem See. Für die nötige Stimmung sorgt ein spezielles Gerstenbier, und man stärkt sich mit Johanniskäse mit Kümmel und anderen Kleinigkeiten, bevor bei Einbruch der Nacht Freudenfeuer entzündet werden. Weil es die Zeit der „Weißen Nächte“ ist, wird es nicht richtig dunkel, und bei Tanz und Gesang wird die Nacht durchgefeiert. Vorher wurden Wildblumen gepflückt, Äste geschnitten und Kränze aus Eichenblättern und Blumen gebunden, Tiere und Häuser geschmückt.
Wer kein Unglück für das kommende Jahr riskieren will, darf sich nicht vor Sonnenaufgang schlafen legen. Wer als Besucher die Chance hat, eine lettische Mittsommernacht mitzufeiern, wird sie so schnell nicht vergessen.
Nationalfeiertag
Am 18. November 1918 wurde in Riga im heutigen Nationaltheater die unabhängige Republik Lettland ausgerufen. Nach der Oktoberrevolution und dem 1. Weltkrieg hatte sich für die politische Intelligenz die Möglichkeit ergeben, den Traum vom eigenständigen Staat wahrzumachen. Bis zum 17. Juni 1940 hatte er Bestand, danach wurde Lettland von der Roten Armee besetzt und von der Sowjetunion annektiert.
Danach sollte es über 50 Jahr dauern, bis das Land seine Unabhängigkeit 1991 wiedererlangen konnte.